STADTMUSEUM AICHACH

Hinterglasbild des bayerischen Königs Max I.

Christoph Lang


Gemälde ohne Rahmen (Foto: Christoph Lang)

Ein Objekt auf Wanderschaft
Vom Stadtmuseum Aichach wurden Objekte bereitgestellt, die nach Friedberg gebracht und im dortigen Ausstellunsgbereich der Bayerischen Landesausstellung 2020 gezeigt wurden. Eines dieser drei Objekte war ein Hinterglasgemälde mit einer Darstellung des bayerischen Königs Maximilian I. Joseph. Geschaffen wurde das Werk um 1820 vom Aichacher Maler Daniel Sedlmayr (1802-1871), der eine Lithographie von Johann Lorenz Rugendas (1775-1826) als Vorlage nahm. Rugendas wiederum hatte sich an einem Gemälde von Clemens von Zimmermann (1788-1869) orientiert. Was haben nun König Max I. und die Zeit um 1800 mit dem Thema der Landesausstellung „Stadt befreit“, das v.a. das 13. Jahrhundert in den Blick nimmt, zu tun?

Veränderungen, die in die Moderne führen
Die Jahre um 1800 brachten vielfältige Veränderungen für Bayern mit sich. Aus dem alten Kurfürstentum war ein Königreich geworden, das sich nun auch über zahlreiche neu hinzugekommene Gebiete erstreckte. Um das Land einheitlich und den Anforderungen entsprechend verwalten zu können, war ein staatlicher Neuaufbau nötig. Dabei wurden viele traditionelle Sonderrechte abgeschafft. Neben der Kirche betraf dies v.a. die Städte. Die hatten im Mittelalter umfangreiche Eigenständigkeiten entwickelt und bestätigt bekommen, die das Gemeindeedikt von 1808 weitgehend beendete. Erst die Verfassung von 1818 gestand den Kommunen wieder Selbstverwaltungsrechte zu.
Die Bedeutung dieser Verfassung kommt ebenso wie die Rolle des Königs als Souverän in einem Gemälde zum Ausdruck, das Clemens von Zimmermann im Auftrag des Augsburger Magistrats 1818 schuf. Es zeigt König Maximilian I. Joseph im königlichen Ornat. Auf dem Tisch liegt neben Krone und Zepter die Verfassungsurkunde für das Königreich Bayern, auf der die Hand des Königs ruht. In dieser Verfassung wird die eigenständige Rolle der bayerischen Städte wiederhergestellt.

Die Vorlage der Vorlage
Der Augsburger Verleger Johann Lorenz Rugendas kopierte Zimmermanns Gemälde als Lithographie, die dem jungen Aichacher Maler Daniel Sedlmayr wiederum als Grundlage für sein Hinterglasgemälde diente. Die Transformation der Darstellung hinter Glas hatte neben einigen Ungenauigkeiten auch eine Verkehrung der Seiten zur Folge. In seinen kräftigen Farben dürfte es zu den repräsentativen Ausstattungsstücken in einem wohlhabenden Haushalt oder einer öffentlichen Institution in der nun königlichen Stadt Aichach gehört haben.
Das Hinterglasgemälde verweist darauf, dass die Selbstständigkeit der bayerischen Städte, die ihre Grundlagen im Mittelalter hat, erfolgreich in die Neuzeit weitergeführt werden konnte. Bis heute prägen selbstbewusste Kommunen Politik und Gesellschaft in Bayern.