STADTMUSEUM AICHACH

Grabrelief des Ehepaares Stiglmeir

Justina Bayer


Der Grabstein des Ehepaares Stiglmeir aus dem Jahr 1388, der im Treppenhaus des Stadtmuseums Aichach zu finden ist. (Foto: Franz Achter)

Das Grabrelief des Aichacher Bürgers Stiglmeir ist heute im Treppenaufgang des Stadtmuseums zu finden. Obgleich der feine Sandstein doch stark verwittert und beschädigt ist, erzählt er eindrucksvoll die Passion Christi. Zugleich wirft er einen Blick ins mittelalterliche Aichach. Anfertigen ließ sich dieses Relief im Jahr 1388 der Aichacher Bürger Stiglmeir für sein Grab zusammen mit seiner Ehefrau. In Frage kommen mehrere Stiglmeir, die zu dieser Zeit in Aichach gelebt und gewirkt haben. Klar ist nur, dass es sich um eine einflussreiche und wohlhabende Bürgersfamilie aus dem mittelalterlichen Aichach gehandelt hat. Es zeugt auch von einem besonderen Selbstverständnis dieser Familie, sich für ihr Grab einen solchen Grabstein anfertigen zu lassen. Dies war nicht nur mit großen finanziellen Ausgaben, sondern auch mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Der Naturstein musste von außerhalb nach Aichach transportiert, hier von einem Steinmetz bearbeitet und kunstvoll herausgearbeitet und schließlich aufgestellt werden.
Unterteilt in vier gleich große Bildzonen bilden die Begrenzungsstege ein gleichseitiges Kreuz. Seltsamerweise ist die zyklische Abfolge nicht von links oben nach rechts unten zu lesen, sondern im Uhrzeigersinn von links oben nach links unten.
Beginnend mit der Szene „Christus am Ölberg“ sieht man Jesus aufrecht kniend in der linken Bildhälfte, während auf der rechten Seite drei Apostel, Petrus, Johannes und Jakobus, in langen wallenden Gewändern vor einer Landschaftskulisse sitzen und dabei schlafen. Die Darstellung der Kreuzigung dagegen gehört zu den wichtigsten Themen der christlichen Kunst. Christus ist auch hier wieder die dominierende Figur, dessen Körper abgezehrt am Kreuz hängt. Die Kreuzigung gehörte zur damaligen Zeit zur erniedrigensten und schimpflichsten Art der Hinrichtungen. Jesus wendet dabei sein gesenktes Haupt Maria zu seiner Rechten zu, Johannes steht auf seiner anderen Seite. Im dritten Feld wird die Grablegung, also der Abschied vom Toten am Grabe, dargestellt. Leider fehlt nahezu ein Drittel dieses Reliefs, weswegen man nur mutmaßen kann, wer sich um den Leichnam versammelt hat. Die noch erkennbaren Begleitpersonen des in Leinen eingewickelten Jesu dürften Johannes und Maria mit den gefalteten Händen sein. Die Auferstehung Christi ist als Kernstück der christlichen Religion häufig dargestellt worden. Christus entsteigt hier gerade dem Steinsarkophag, wobei das Totengewand seinen Körper in einer Art Toga umhüllt.
Die ungewöhnliche kompositionelle Anordnung der vier Szenen ergibt sowohl die Form eines Kreuzes, als auch die Form eines Kreises. Vielleicht war dies ein Hinweis auf die Symbolik der Totenliturgie, den Kreislauf von Leben und Sterben, von Erlösung durch das Kreuz und Auferstehung, so wie wir es heute noch feiern.